Nr 77a HICKMANS WERK GEFUNDEN?

HICKMANS WERK GEFUNDEN?

 

Die bedeutsame Änderung von Mrs. Hiltons Position in Bezug auf Beadles Rolle bei der Editierung von Hickmans Buch und ihre Kommentare in Bezug auf die Sache lassen einige interessante Fragen aufkommen: Warum machte sie in ihrer These einen solch großen Wandel? Ist es möglich, dass sie das Originalmanuskript von Brigham's Destroying Angel ausfindig gemacht hat? (Ein mormonischer Forscher erzählte uns einmal, dass er diesem Manuskript auf der Spur war und sie bis in eine Gewölbehalle verfolgt hatte. Er offenbarte aber nicht, wo sich diese Gewölbehalle befand.) Mrs. Hiltons Aussage in Bezug auf die Aussage ist ziemlich merkwürdig. Sie gibt keinen Grund an, warum sie den Abschnitt auf S. 192 als „wahrscheinlich“ eine Einfügung von Beadle ausgesondert hat. (Dieser Abschnitt scheint keine bedeutende Information zu enthalten.) Wenn sie aber das Originalmanuskript damit verglichen und bemerkt hatte, dass der Abschnitt dort nicht erschien, hätte sie den Verdacht, dass er von Beadle eingefügt wurde. Sie würde natürlich nicht mit Sicherheit wissen, dass Beadle der Autor war. Jeder, der Zugriff auf das Manuskript hatte, hätte die Worte hinzufügen können. Ferner wissen diejenigen, die Manuskripte für die Veröffentlichung vorbereiten, dass manchmal Schreiber zusätzliches Material oder Korrekturen in Briefen ihren Herausgebern zuschicken. Diese Unsicherheit könnte eine Gelehrte wie Hope Hilton dazu zwingen, ihren Kommentar einzuschränken und zu sagen, dass der Abschnitt „wahrscheinlich“ von Beadle hinzugefügt wurde.

Während dies nur Spekulation ist, gibt es eine sehr merkwürdige Bezugnahme auf ein wichtiges Hickman-Dokument in dem früheren Arrington-Hilton-Papier auf Seite 39: „Was das Manuskript-Material betrifft, haben die HLT-Kirchenarchive in Salt Lake City eine kurze holographische Autobiographie, die wir ohne zuerkanntes Recht benutzt haben;…“ Während man denken würde, dass dies für einen Historiker, der über Hickman schreibt, ein äußerst bedeutendes Dokument sein würde, bezieht sich Mrs. Hilton nicht einmal auf dieses Dokument. Es ist offensichtlich, dass hier etwas nicht stimmt. Warum sagen Arrington und Hilton, dass sie es in ihrem Originalpapier „ohne zuerkanntes Recht“ benutzen? Ist dieses Dokument etwas, das die Kirche zu unterdrücken versucht?

Obwohl Arrington und Hilton behaupteten, dass sie die handgeschriebene Autobiographie „ohne zuerkanntes Recht“ benutzten, gibt es auf der ersten Seite ihres Papiers ein tatsächliches Zitat daraus: „…sein Großvater erzählte Bill, dass er einundzwanzig Blutsverwandte im Krieg der Revolution hatte – ‚und keinen Tory unter ihnen!’“ Die Fußnote zu diesem Zitat lautet wie folgt: „Aus der Autobiographie William A. Hickmans, dem holograhischen Manuskript, Hickman-Sammlung, Kirchenarchive, S. 1“. Es ist sehr interessant, das die Worte zur Einleitungsseite von Hickmans Erzählung, die in Brigham's Destroying Angel, S. 25, veröffentlicht wurden, ähnlich zitiert werden: „Ich hatte gemäß der Geschichte meines Großvaters einundzwanzig Blutsverwandte im Revolutionskrieg ‚und keinen Tory unter ihnen…’“

Wir fragen uns, ob es möglich ist, dass Arrington und Hilton zu der Zeit Zugriff auf gerade einen Teil des Originalsmanuskripts von Brigham's Destroying Angel hatten, als sie ihr Papier schrieben und nicht erkannten, was es ist. Es könnte auch möglich sein, dass jemand später das Originalmanuskript mit dem veröffentlichten Buch verglich, es ihm aber verboten war, irgendwelche Information in Bezug auf die Existenz des Manuskripts herauszugeben. Es sei denn die Kirche gibt die handgeschriebene „Hickman-Autobiographie“ frei, so werden wir nie die Wahrheit darüber erfahren.

Auf jeden Fall hatten 1979 Arrington und Hilton das Gefühl, dass sie „mit Zuversicht behaupten“ könnten, „dass der veröffentlichte Auszug von Brigham's Destroying Angel nicht von Hickman geschrieben wurde“. Heute hat Hope Hilton aber das Gefühl, dass „Hickmans Kopf und Hand die unbestrittene Quelle des Buches sind“. Obwohl wir gerne wissen würden, welcher Beweis sie zu diesem Schluss führte, sind wir sehr froh darüber, dass Mrs. Hilton genügend ehrlich gewesen ist, die alte Theorie zu verwerfen. Wir meinen, dass ihr Buch ein wertvoller Beitrag zum Studium Bill Hickmans ist. Er enthält einiges sehr wichtige Material aus den HLT-Kirchenarchiven, auf die wir zuvor keinen Zugriff hatten. Obwohl die Forschungsarbeit, die vor der Veröffentlichung von Hope Hiltons Buch geleistet hatten, uns schon zu dem Schluss führte, dass Bill Hickman seine Befehle von Brigham Young und anderen Mormonenführern erhielten, versorgte uns "Wild Bill" Hickman and the Mormon Frontier mit einer Menge an neuer Information, die zeigte, dass Hickman mit seinen Kirchenführern eng verstrickt war.

Auf den Seiten 9, 10, 12 und 13 ihres Buches, offenbarte Mrs. Hilton: „Am 6. Mai [1839] traf sich Hickman mit Joseph Smith Jun., der anordnete, dass Bill am selben Tag in den Rat der Siebzig ordiniert wurde… Hickman schien die natürliche Wahl zu sein, um einer der Leibwächter des Propheten Joseph zu sein. Eine ähnliche Berufung wurde auf Hosea Stout, Orrin Porter Rockwell und Lot Smith ausgeweitet… In weiß gekleidet um ihren geliebten Propheten herum machten sie ein beeindruckendes Bild… [Brigham] Young bestimmte Hickman, geheime Spionageaktivitäten zu beaufsichtigen, die Feinde der Kirche zu ‚unterwerfen’ und als Chefleibwächter zu dienen. Hickman und andere dienten in einer eng verknüpften Gruppe Smith in Nauvoo und Young in Winter Quarters… Von 1850 bis 1853 teilten sie sich die Pflichten der Regierung mit Youngs geheimer politischer Organisation, dem Rat der Fünfzig… Hickman war kein Mormone während der Daniten-Blüte in Missouri und es gibt keinen verlässlichen Beweis, dass die Daniten als solche nach 1838 als Organisation überlebten. Aber dass einige mormonische Wachmänner, ganz besonders Hickman, damit fortfuhren, sich der Daniten-Philosophie anzunehmen, die ihnen durch die Kirchenführer gelehrt wurde, nämlich ‚die Heiden anzugreifen, um die Heiligen zu bewahren’, scheint offensichtlich.“

Einige Mormonenapologeten haben versucht, aus der Tatsache, dass Bill Hickman auf der Titelseite von Brigham's Destroying Angel ein „Danite“ genannt wurde, ein Thema zu machen. Mrs. Hilton rückte aber die Sache in die richtige Perspektive, als sie sagte, dass er „damit fortfuhr, sich der Daniten-Philosophie anzunehmen“. Während es wahr ist, dass die ursprüngliche Organisation in den späten 1830ern aufhörte zu existieren, ist es aber auch klar, dass die Kirche im frühen Utah Männer hatte, die genau dieselbe Funktion erfüllten. Der Mormonenschreiber Klaus J. Hansen sagt, dass „sich mehrere wichtige Daniten unter denen befanden, die 1844 in den Rat der Fünfzig eingeführt wurden“. (Quest for Empire, S. 58) Er gibt auch zu, dass der Rat der Fünfzig in der Ausübung der „Blutsühne“ verwickelt gewesen sein könnte: „Wenn gemäß dieser Lehre ein Mitglied des Königreiches die Verbrechen des Mordes und des Ehebruchs beging oder wenn er einen seiner Mitmormonen den Feinden der Kirche gegenüber verriet, könnte er seine Seele nur dadurch retten, dass er für das Verbrechen durch Vergießen seines Blutes büßte. Blutsühne war natürlich eine Form der Todesstrafe, jedoch wegen seiner theologischen Implikationen und weil der Rat der Fünfzig sie anordnete, war die Lehre von einer Aura des Mysteriums, des Terrors und des heiligen Mordes umgeben. Der Rat der Fünfzig erhöhte die Atmosphäre der Angst und Geheimhaltung begleitete diese Praktik, indem Fälle, die die Möglichkeit der Blutsühne einschlossen, aus Angst vor öffentlichen Widerhall in höchster Geheimhaltung verhandelt wurden.“ (Ebenda, S. 69)

Es erscheint ziemlich lächerlich, über das Wort “Danite” spitzfindig zu sein, wenn die Beweise zeigen, dass Bill Hickman auf dieselbe Weise fungierte, wie die Danitenbande in Missouri. Es ist eine Tatsache, dass Brigham Young selbst am 5. Juli 1857 das Wort „Danite“ benutzte, als er von „den Jungs“ sprach, die sich um die ungebärdigen Leute kümmerten, die nach Utah kamen: „Wenn Männer hierher kommen und sich nicht benehmen, werden sie nicht nur die Daniten finden, über die sie so viel reden, die in die Fersen der Pferde beißen, sondern die Schurken werden sie finden und sie in ihre Fersen beißen lassen. In meinen klaren Bemerkungen nenne ich die Dinge nur bei ihrem richtigen Namen.“ (Brigham Young, Journal of Discourses, Bd. 5, S. 6) Wegen der Umstände, die Hickmans Arbeit für die Mormonenführer umgeben, und in Hinblick auf Brigham Youngs eigener Aussage, sehen wir keinen Grund, warum jemand beunruhigt sein sollte, wenn er ein „Danite“ genannt wird. Diejenigen aber, die sich um diesen Begriff Sorgen machen, könnten von Hickman als Mormonen-„Spion“ oder eines der ersten Mitglieder des „Kirchensicherheitsdienstes“ sprechen.

Im Vorwort zum Papier von 1979 von Arrington und Hilton (S. iii), deutet Leonard Arrington an, dass Philip Jordan „offensichtlich Hickmans Kirchensicherheits-Berufung mit der Arbeit der früheren Daniten verwechselte. Diese beiden Gruppen waren ebenso sehr verschieden wie die Mafia und das FBI… die Aktionen, die einst den Daniten zugeschrieben wurden, waren wahrscheinlich die von Einzelpersonen oder von mormonischen Sicherheitskräften – Hilfssheriffs, territorialer Miliz und/oder Freiwilligen Soldaten. Diese Aussage erscheint im Lichte der Beweise, die 1979 zugänglich waren, ziemlich naiv. Auf jeden Fall lesen wir auf Seite 2 desselben Manuskripts, dass Hickman „als einer aus einer Gruppe von zwölf Männern erwählt wurde, die als Leibwächter und ‚Beschützer’ Joseph Smiths dienten. Er war offensichtlich ein ‚aktiver Soldat’ bei den mormonischen Sicherheitskräften während dieser Periode (1843-1844)…“ Später in Utah „wurde Bill Hickman dazu bestimmt, einen der Spähtrupps anzuführen und war abgeordnet, die [U.S.-] Armee auszuspionieren… Hickmans Geheimdienstberichte an Gouverneur Young zeigten ihm, dass er in der Erfüllung seiner Aufgaben effektiv gewesen war. Einige seiner Spione verkleideten sich als Kalifornien-Aussiedler und mischten sich unter die Truppen… Bills persönliche Aufgabe unter einer offiziellen Ernennung durch Brigham Young als Gouverneur war es, ‚die Armee zu beobachten’. Und offensichtlich tat dies Bill und vielleicht verherrlichte er seine Berufung, indem er ebenso auf seine Pferde achtete. Zumindest begannen später Geschichten in eine Gruppe von Männern hineinzudringen, die angeblich mit Hickman in Verbindung standen, die einiges vom Viehbestand der Armee stahlen.“ (Ebenda, S. 14, 17, 18) Auf Seite 27 desselben Manuskripts erfahren wir, dass 1863 Hickman „[Colonel Patrick] von Connors Bewegungen und Absichten in Bezug auf Brigham Young berichtete… wieder führte er einen wichtigen Geheimdienstauftrag für den Pionierführer aus.“

In ihrem veröffentlichten Buch sagt Hope Hilton, dass „Hickmans früherere Berufung war, die Kirchenfeinde in Navoo (wie Colonel Williams) auszuspionieren, obwohl ihm auch gelegentlich Befehle gegeben wurden, Strafen auszuführen. Bill Hickman drückte sich selten vor einem Auftrag von Young…“ ("Wild Bill" Hickman and the Mormon Frontier, S. 15) Auf den Seiten 43 und 45 sagt Mrs. Hilton, dass in Green River County, wo Hickman als „Steuereintreiber, Staatsanwalt und Repräsentant der territorialen Utah-Legislative“ diente, er „auch Brigham Youngs Augen und Ohren war“. In seinem veröffentlichten Bekenntnis erzählt Bill Hickman von seinen Treffen mit Brigham Young. Mrs. Hilton bestätigt, dass Hickman viele Kontakte mit Young hatte, sowohl per Post als auch persönlich. In Bezug auf ein Treffen, das Bill Hickman mit Brigham Young hatte, bemerkt Hilton: „Youngs eigenes Tagebuch berichtet einfach: Freitag, 26. Juni 1857: Verbrachte den Vormittag mit Bruder Hickman, der gestern aus den Staaten eintraf.’“ (Ebenda, S. 65) Auf Seite 84 gibt sie folgende Information: „Während 1858-59 waren mindestens zwei lokale Banden von Pferdedieben in Utah tätig: Bill Hickmans und die von Joachim ‚Cub’ Johnson…

Während dieser Zeit diente Hickman Brigham Young als einer seiner Spione. Young benötigte Informanten, die die Armee beobachteten und mit den prominenten Heiden in Bezug auf ihre Ansichten über die Kirche Fühlung aufnahmen, und er wählte Hickman aus.“

Auf Seite 85 zitiert Mrs. Hilton folgendes aus Brigham Youngs Tagebuch: „Es geht das Gerücht um, dass fünf Marschalle gestern Camp Floyd verließen, die schworen, Bill Hickman einzusperren oder auf der Stelle zu töten. Bill wurde gewarnt und verließ rechtzeitig sein Heim.“

Im früheren Papier, Seite 43-44 hatten Arrington und Hilton die Urheberschaft eine Geschichte in Brigham's Destroying Angel in Bezug auf den Mord an einem „Halbblut-Indianer“ in Frage gestellt. Sie behaupteten sogar, dass „Beadle das Ereignis nach 1848 [anstatt 1849] versetzt hatte, um Brigham Young hineinzuziehen“. In ihrem Buch scheint Mrs. Hilton nicht mehr das Datum des Mordes oder die Urheberschaft der Aussage in Frage zu stellen: „Die meisten überlebenden Beweise offenbaren, dass Bill Hickman, Brigham Young und Orson Hyde enge Freunde waren. Vielleicht gehen die Ereignisse, die in Hickmans Autobiographie aufgezählt werden, auf das Konto dieser Verbindung. Gemäß seinen Memoiren tötete Hickman einen Halbblut-Indianer, der sich der Mormonenkirche angeschlossen hatte aber später Youngs Leben bedrohte. Später tötete er einen allbekannten Pferdedieb, der an Orson Hyde Rache zu üben suchte. Hickman gibt beide Tötungen zu und behauptet, dass sie die ersten Gewalttaten waren, die er auf Bitten Youngs ausführte. Young versprach dankbar ‚ihn eines Tages zu einem großen Mann im Königreich zu machen’… Hyde  ging später sehr weit, um Hickman zu verteidigen… Im Frühjahr 1848 verließ Brigham Young Nebraska… Er bat Bill darum, dass er hinten bleiben sollte, um Hyde zu beschützen…“ (Seite 19-20)

Nachdem Brigham Young weg gegangen war, ermordete Bill Hickman zwei weitere Indianer. In ihrem Papier von 1979, Seite 43, offenbarten Arrington und Hilton, dass Joseph Young, Brigham Youngs Bruder, ihm am 26. Juni 1849 einen Brief schrieb, der aussagt, dass „diese ‚blutige Schlägerei’ ihn an die tragische Szene bei Haun’s Mill erinnerte – ‚eine Gewalttat an den Grundsätzen der Menschlichkeit’. Die Gewalttat fand ‚ohne Grund von Seiten der Indianer und ohne Ratschluss oder Vorwand für solch eine Grausamkeit statt. William Hickman ist ein kaltblütiger Mörder und als solcher steht er vor jedem Tribunal der Gerechtigkeit im Himmel und auf der Erde, und wenn der Richter der ganzen Erde nach unschuldigem Blut sucht, wird er es von den Händen William Hickmans tropfen finden’“ Am 1. Juni 1849 schrieb schrieb Orson Hyde einen Brief an Brigham Young, in dem er Bill Hickman verteidigte: „’Bruder Hickman ist ins Tal gegangen. Sie mögen einige üble Berichte über ihn hören, aber töten Sie ihn nicht bis ich komme! Es könnte sein, dass meine Zeugenaussage in seinem Fall ein wenig zum Tragen kommen könnte! Er ist manchmal ein wenig unbesonnen und mag einen unschuldigen Indianer erschießen, den er versehentlich für einen Omaha-Pferdedieb hält!’“ ("Wild Bill" Hickman and the Mormon Frontier, S. 24)

Trotz der Tatsache, dass Brigham Young durch seinen Bruder gewarnt worden war, dass Bill Hickman “ein kaltblütiger Mörder” war, benutzte er ihn weiter im frühen Utah, Feinde der Kirche auszurauben und zu ermorden. Mrs. Hilton informiert uns auf Seite 62 von ihrem Buch, dass 1857 „Hände auf Hickmans Haupt gelegt wurden und ihm wurde ein Segen vom Kirchenpatriarchen John Young gegeben: ‚…Du wirst über all deine Feinde Macht haben und sogar deine Füße auf ihren Nacken stellen und keine Waffe, die auf dich gerichtet ist, wird Erfolg haben… Wenn du glaubenstreu bist, wirst du beim Rächen des Blutes der Propheten Gottes behilflich sein und helfen, das große Werk der letzten Tage zustande zu bringen…’“

Am 25. April 1865 schrieb Bill Hickman einen Brief an Brigham Young, in dem er sich anvertraute: „Wenn Sie wollen, dass ich irgendetwas tue, lassen Sie es mich einfach wissen… Wenn Sie dies oder jenes wollen oder was immer Sie denken, Ich werde es versuchen. Oder wenn Sie mein Leben möchten, können Sie es ohne Murren oder Seufzen haben, lassen Sie es mich nur später oder früher wissen. Ich werde da sein und es wird keine Geschichte zurück bleibenIch stehe zur Verfügung.“ (Ebenda, S. 113)

Bill Hickman war dafür bekannt, viele Leute im frühen Utah getötet zu haben, dennoch schien er vor der Verfolgung von der Mormonenkirche beschützt zu werden. Orrin Porter Rockwell war ein weiterer Mörder, der Schutz von der Kirche erhielt. Rockwell war einer der ersten, die ein Mitglied der Kirche wurden und wurde bald einer der innigsten Freunde Joseph Smiths. In Missouri schloss er sich der gefürchteten Danitenbande an, diente als Leibwächter für Joseph Smith und wurde in den geheimen Rat der Fünfzig eingeführt.

Hickman und Rockwell nahmen an dem Aiken-Massaker teil. Obwohl dieses Gemetzel nicht so viele Menschen betraf wie beim Mountain-Meadows-Massaker, war es sicherlich eines der grausamsten Taten, die die frühen Mormonen je verübten. J. H. Beadle gibt folgende Information in Bezug auf diese kaltblütige Tat:

„Die Gruppe bestand aus sechs Männern… als sie Kaysville, fünfundzwanzig Meilen nördlich von Salt Lake City, erreichten, wurden sie alle mit der Anschuldigung eingesperrt, Spione für die Regierung zu sein!... Die Aikin-Gruppe hatte Vieh, Besitztümer und Geld von schätzungsweise $25.000. Da nichts gegen sie bewiesen werden konnte, wurde ihnen gesagt, dass sie ‚auf der südlichen Route aus dem Territorium geschickt werden sollten’. Vier von ihnen brachen auf und ließen Buck und einen unbekannten Mann in der Stadt zurück. Die Gruppe hatte O. P. Rockwell, John Lot, _____Miles und einen weiteren als Eskorte. Als sie Nephi erreichten, einhundert Meilen südlich, informierte Rockwell den Bischof Bryant, dass seine Befehle wären, ‚die Männer dort umlegen zu lassen’. Bischof Bryant berief sofort eine Ratsversammlung ein und folgende Männer wurden erwählt, um zu helfen: J. Bigler (jetzt ein Bishof), P. Pitchforth, sein ‚erster Ratgeber’, John Kink und _____Pickto… Die ausgewählten Mörder brachen um 23:00 Uhr vom Zehntenhaus auf und ritten den Aikins voraus, die nicht vor Tagesanbruch aufbrachen. Die letzteren erreichten den Sevier River, als Rockwell sie informierte, dass sie an diesem Tag keinen anderen Lagerplatz finden könnten; sie hielten an, als die andere Gruppe sich näherte und darum bat, bei ihnen lagern zu dürfen, wofür ihnen die Erlaubnis gegeben wurde. Die müden Männer legten ihre Waffen und die schwere Kleidung ab und sie waren bald im Schlaf versunken… die Eskorte und die Gruppe aus Nephi griffen die schlafenden Männer mit Keulen und Bolzen von den Wagen an. Zwei starben ohne sich zu regen. Aber John Aiken, an den Füßen gefesselt, nur leicht verwundet, sprang ins Gebüsch. Ein Schuss aus der Pistole von John Kink machte ihn regungslos. ‚Colonel’ erreichte ebenfalls das Gebüsch, bekam einen Schuss in die Schulter von Port Rockwell und im Glauben, dass die ganze Gruppe von Banditen angegriffen worden war, machte er sich auf den Weg nach Nephi. Mit fast übermenschlicher Kraft hielt er die fünfundzwanzig Meilen durch… totenblass und von seinem eigenen Blut durchtränkt taumelte er schwach durch die Straßen Nephis… seine Geschichte lockte einen gut vorgetäuschten Schrecken hervor.

In der Zwischenzeit ‚hatten’ die Mörder ‚die anderen drei eingesammelt und in den Fluss geworfen, in der Annahme, dass alle tot wären. Aber John Aiken erholte sich und kroch auf derselben Seite heraus und versteckte sich im Gebüsch, während er diese schrecklichen Worte hörte:

‚Sind die verdammten Heiden alle tot, Port?’

‚Alle außer einen, der Sohn eines b____ran.’

In der Annahme, dass er gemeint war, blieb Aikin still liegen, bis die Daniten weg waren, dann… machte er sich auf nach Nephi… Nach Nephi zurück zu kehren gab ihm nur wenig Hoffnung, aber es war seine einzige Hoffnung… Er sank hilflos an der Tür des ersten Hauses, das er erreichte, zu Boden, aber die Worte, die er hörte, flößten ihm neues Leben ein. Die Frau, später eine Zeugin, sagte zu ihm: ‚Nun, ein weiterer von euch entkam den Räubern und ist bei Bruder Foot zu Hause.’

‚Gott sei dank, es ist mein Bruder’, sagte er und machte sich auf. Die Bürger erzählen mit Verwunderung, dass er die ganze Entfernung rannte, sein Haar von Blut verklebt, und wie ein Betrunkener wankte er während des ganzen Weges. Es war nicht sein Bruder, sondern ‚Colonel’…

Bischof Bryant kam, entfernte die Kugeln, verband die Wunden und riet den Männern, sobald sie dazu in der Lage wären, nach Salt Lake City zurückzukehren…

Dem Hauptzeugen gemäß, eine Frau aus Nephi, betrachteten sie sie alle als verdammt. Sie hatten vier Meilen auf der Straße zurückgelegt, als ihr Fahrer, ein Mormone namens Wolf, den Wagen in der Nähe einer alten Hütte anhielt; er informierte sie, dass er die Pferde tränken müsste; er spannte sie aus und entfernte sich. Zwei Männer traten aus der Hütte hervor und feuerten mit zweiläufigen Kanonen; Aikin und ‚Colonel’ wurden beide in den Kopf getroffen und fielen tot vom Wagen. Ihre Körper wurden dann mit Steinen beladen und in eine der ‚bodenlosen Quellen’ – so genannt und in diesem Teil Utahs gewöhnlich – geworfen.

Inzwischen hatten Rockwell und die Gruppe die Stadt [Salt Lake City] erreicht, nahmen Buck und den anderen Mann und brachen nach Süden auf und füllten sie mit Schnaps ab… sie erreichten den Gipfel des Berges. Dort wurde entschieden, sie ‚umzulegen’ und sie wurden mit Schleudergeschossen und Gummiknüppeln angegriffen. Der andere Mann wurde sofort getötet. Buck schlüpfte vom Wagen und rannte seinen Verfolgern davon, während ihre Schüsse ihn verfehlten, schwamm durch den Jordan und kam weiter unten an der Westseite heraus. Er erreichte die Stadt und erzählte alles, was geschehen war, was einen ziemlichen Aufruhr verursachte. Hickman wurde dann ausgeschickt, um ‚den Job zu Ende zu bringen’, was er tat, wie es im Text erzählt wird.“ (Brigham's Destroying Angel, S. 206-210)

Bill Hickman behauptete, dass er in Brigham Youngs Büro gerufen wurde. Als er ankam, fragte er Präsident Young, was er wünschte. Young antwortete: „’Die Jungs haben einen schlechten Job gemacht, als sie versuchten, einen Mann aus dem Weg zu schaffen. Sie wurden alle betrunken und verprügelten einen Kerl und er entkam ihnen vom Berggipfel, kam in die Stadt zurück und erzählt alles, was geschehen war, was einen großen Gestank verbreitet.’ Er sagte, dass ich ihn aus dem Weg räumen und umlegen müsste.“ (Ebenda, S. 128) Hickman sagt weiter, dass das letzte überlebende Mitglied der Aiken-Gruppe einem Mann namens George Dalton vertraute. Dalton war in der Lage, den Mann an einen einsamen Flecken jenseits „der heißen Quellen drei Meilen nördlich der Stadt“ herauszulocken, wo Hickman im Hinterhalt wartete und ihm „in den Kopf schoss“. (Ebenda, S. 129) Am nächsten Tag „ging Bill Hickman zu Brigham Young und erzählte ihm, dass er sich um Buck gekümmert hätte und dass es keinen Gestank mehr über seine Geschichten geben würde. Er sagte, dass er darüber froh wäre. Buck war der letzte aus der Aiken-Gruppe…“ (S. 129-130)

Es kann keinen Zweifel darüber geben, dass die Mormonen die Aiken-Gruppe als Gefangene genommen und sie ermordet hatten, wie es von J. H. Beadle und Bill Hickman erzählt wurde. Unter dem Datum des 3. Nov. 1857 berichtete Hosea Stout folgendes in seinem Tagebuch: “Cal-Post kam und sechs Cal-Gefangene, die bei Box Elder als Spione festgenommen wurden.” (On The Mormon Frontier, The Diary of Hosea Stout, Bd. 2, S. 644) Am 9. Nov. 1857 berichtete Hosea Stout, dass er selbst “die Gefangenen von Cal. Bewachte“. Schließlich machte Stout in seinem Tagebuch folgenden sehr offenbarenden Eintrag:

„O. P. Rockwell brach mit 3 oder vier anderen mit 4 der Gefangenen, die wir einige Tage lang bewachten, nach Süden auf, um sie durch die Siedlungen nach Cal über die Südroute zu eskortieren. Den anderen beiden wird erlaubt werden, auf freien Fuß zu kommen und bis zum Frühjahr zu bleiben und die Wachen wurden weggeschickt.“ (Ebenda, S. 645)

Der Mormonenschreiber Harold Schindler hat eine exzellente Arbeit leistet, indem er die Beweise in Bezug auf das Aiken-Massaker zusammenstellte. Seine Forschungsarbeit führt zur unmissverständlichen Schlussfolgerung, dass Rockwell in die blutige Tat verwickelt war (siehe Orrin Porter Rockwell: Man of God, Son of Thunder, 1966, S. 268-279).

Weniger als zwei Jahre nach dem Aiken-Massaker gab der U.S.-Marschall P. K. Dotson einen Haftbefehl gegen Orrin Porter Rockwell heraus. Dotson fand es unmöglich, ihn zu inhaftieren, und Rockwell erlangte für zwanzig Jahre seine Freiheit. Während dieses Zeitraums genoss er die volle Mitgliedschaft in der Mormonenkirche und am 1. Juli 1973 wurde er auf eine Mission nach Grass Valley berufen (Ebenda, S. 356). Schließlich wurde Rockwell am 29. Sept. 1877 für seinen Teil an dem Aiken-Massaker eingesperrt. Er war zu diesem Zeitpunkt 64 Jahre alt. Am 9. Juni 1878 starb Orrin Porter Rockwell und deshalb brauchte er sich keinem Gericht gegenüber zu verantworten, was für die Mormonenkirche sehr peinlich hätte werden können.

Der Mormonenapostel Orson Hyde, der Mann der Bill Hickman den Befehl gab, Hartley zu töten, und ihn bei seinen Verbrechen deckte, war offensichtlich der Meinung, dass Hickman und Rockwell wie Schäferhunde wären, die die Mormonenkirche schützten. In einer Ansprache, die am 9. April 1853 im Tabernakel gegeben wurde, gab Apostel Hyde folgende frostigen Hinweise in Bezug auf diese Angelegenheit:

„Nehmen wir einmal an, der Schäfer sollte einen Wolf entdecken, der sich der Herde nähert; was würde er wahrscheinlich tun? Nun, so sollten wir annehmen, falls der Wolf sich im richtigen Abstand befände, würde er ihn sofort töten… kurz gesagt, dass er ihn niederschießen, ihn auf der Stelle töten würde. Sollte sich der Wolf nicht in Schussweite befinden, würden wir natürlicherweise vermuten, dass er die Hunde auf ihn hetzen würde; und Sie wissen, da habe ich keinen Zweifel, dass diese Schäferhunde sehr scharfe Zähne haben

Nun sagen Sie nicht, dass Bruder Hyde starke Dinge gelehrt hat, denn ich habe Ihnen nur gesagt, was zwischen dem Schäfer und der Herde vor sich geht, wenn die Schafe beschützt werden müssen.

Wenn Sie sagen, dass die Priestertumsautoritäten der Kirche hier die Schäfer sind und die Kirche die Herde ist, dann können Sie aus diesem Bild selbst die Schlüsse ziehen. Es ist für mich überhaupt nicht nötig, dass ich es für Sie tue.

Für mich ist das alles dasselbe, ob sie nun die Herde vernichten oder das Eigentum der Herde zerstören, stehlen und fortschleppen wollen… die beste Art und Weise uns zu weihen und Gott, unserem himmlischen Vater in diesen Tagen zu gefallen, ist es, uns von jedem Dieb zu befreien… Es wäre dazu geeignet, diejenigen in Terror zu versetzen, die an solchen Dingen teilhaben, damit es sich für ihre Erlösung erweisen möge, wenn sie sehen, wie Dieben die Köpfe entfernt oder sie vor der Öffentlichkeit erschossen werden.“ (Journal of Discourses, Bd. 1, S. 72-73)

 

Während Bill Hickman älter wurde, wurde es offensichtlich, dass er zunehmend schwieriger zu kontrollieren war. Seine Revolvergefechte und sein öffentliches Betrunkensein wurde für die Kirche sehr peinlich. Er stellte sichtlich eine Gefahr für die Herde selbst dar. Richard S. Van Wagoner und Steven C. Walker geben folgende interessante Information in ihrem Buch in Bezug auf ein Ereignis, dass sich 1860 zutrug: „Gemäß Brigham Youngs Bürotagebuch ‚hatte Bürgermeister Smoot eine Unterhaltung mit dem Prädidenten über Wm. A. Hickman, dass er bemerkte, dass Leute ihn beim Büro ein- und ausgehen sehen, und dass es sie annehmen lässt, dass er in allem, was er tut, die Billigung des Präsidenten hat. Er bemerkte auch, dass Hunde nötig wären, die sich um die Herde kümmerten, aber wenn die Hunde des Schäfers die Schafe verletzen, es Zeit wäre, sie zu ersetzen.’“ (A Book of Mormons, S. 122)

Brigham Young unterstützte weiterhin Bill Hickman acht weitere Jahre lang. Er war aber sehr außer sich, als Hickman 1863 für General Patrick Connor arbeitete. Hope Hilton sagt, dass „Brigham Young Männern misstraute, die Regierungseinstellungen annahmen und er riet Hickman zweimal während des Sommers 1863 die Einstellung bei Connor, dem irischen „Ditcher“, zu verlassen und ihn nach California zu schicken.’“ Young bot ihm gemäß Hickman $1000 plus allen Unkosten. „Ich stand das erste Mal gegen Brigham auf und sagte, dass ich es nicht tun würde…“ ("Wild Bill" Hickman and the Mormon Frontier, S. 110) Mrs. Hilton sagt, dass Young und Hickman sich schließlich “unversöhnlich gegeneinander verhärteten”. (Ebenda, S. 120) Auf Seite 119 desselben Buches erklärte Hilton, dass Hickman einen Brief an Young schrieb, in dem „er gedroht haben muss, ‚alles aufzudecken’“ Schließlich „wurde ihm ohne ein Bischofsgericht, ohne eine Gerichtsverhandlung oder eine erklärte Klage am 12. Juni 1868 die Kirchenmitgliedschaft abgesprochen.

1871 traf sich Bill Hickman mit dem U.S.-Marschall H. Gilson und bekannte, dass er für die Kirche Morde begangen hätte. Er erschien dann vor dem Höchsten Gericht und „gab eine vollständige Erklärung über all die Verbrechen in diesem Territorium ab, von denen ich wusste…“ (Brigham's Destroying Angel, Seite 192)

 

 

 
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