Mitt Romney - Mormonen und Politik
In den USA läuft der Wahlkampf auf vollen Touren und in den Startlöchern für die Präsidentschaft hockt ein Hoffnungsträger der immer noch relativ unbekannten Glaubensgemeinschaft der Mormonen (offizieller Name: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage), und zwar der größten Fraktion ihrer mehr als 200 Gruppierungen.
Während Mitt Romney als Kandidat allgemein als bedeutungslos gilt, sehen die Mormonen selbst in ihm jemanden, der ihren Glauben ins öffentliche Interesse rücken und ihrer Gemeinschaft Zuwachs bringen wird. Aber gerade in einem Wahlkampf werden eher die negativen Aspekte der Religion eines Präsidentschaftskandidaten beleuchtet, und Negatives gibt es in der Vergangenheit des Mormonismus reichlich. Ich möchte hier nicht wieder die Vielehe aufs Tablett bringen, wofür die Mormonen bekannt geworden sind, sondern auf eine Gefahr hinweisen, die im Falle eines Sieges in der Präsidentschaftskandidatur wieder akut werden könnte.
Tief verwurzelt im Mormonenglauben ist der Traum von der Weltherrschaft unter der Regierung Jesu Christi. Dieser Traum schien den Mormonen im 19. Jahrhundert schon greifbar nahe zu sein, als ihr Prophet und Religionsgründer Joseph Smith als Präsident der Vereinigten Staaten kandidierte. Dieser Albtraum für die Amerikaner im Wilden Westen scheint einer der Gründe für die Ermordung des Mormonenpropheten gewesen zu sein. Schon in Idaho, Missouri und schließlich in Illinois wurden die Mormonen vertrieben, weil ihr Anspruch, das Volk Gottes zu sein, das das Königreich Gottes in ihrer Nachbarschaft aufrichten wollte, ihnen Angst und Schrecken einflößte. Die Angst wird verständlich, wenn man bedenkt, dass die Mormonen die einzige bewaffnete und militante Glaubensgemeinschaft war, die Flüche über die „Heiden“ aussprach und sie bedrohte, wenn sie sich nicht bekehrten.
In Nauvoo schließlich gründeten die Mormonen ihre heilige Stadt und bauten einen Tempel. Die Stadt wurde die zweitgrößte in Illinois und wuchs durch den Zustrom Neubekehrter schnell heran. Doch der Unmut der nichtmormonischen Nachbarschaft wuchs, da sie sich ständig bedroht fühlten. Sie berichteten von Plünderungen durch die Mormonen, von Falschgeld, das ihnen für ihre Rinder und Waren gegeben wurde, und da die Mormonen ihre eigenen Gesetze machten und entgegen den Gesetzen des Landes insgeheim die Vielehe praktizierten, kochte die Situation natürlich wieder einmal hoch. Die geheime Regierung – der Rat der Fünfzig -, die geheimen Rituale nach Freimaurerart im Tempel, das geheime Exekutionskommando der Kirchenführer – die Daniten oder „Zerstörenden Engel“ -, die übergroße eigene Armee – die Nauvoo-Legion – und der massive Verstoß gegenüber der Pressefreiheit ließen schließlich die 'Heiden' um Hilfe vonseiten des Staates rufen, was zur Festnahme einiger Führer der Kirche und zur Ermordung des Mormonenpropheten und seines Bruders durch die Lynchjustiz führte.
Die endgültige Vertreibung des unliebsamen, rebellischen Mormonenvolkes aus den Vereinigten Staaten führte schließlich zu ihrer Ansiedlung im Salzseetal des heutigen Utah. Dieses Territorium gehörte damals zu Mexiko und dieses Völkchen wähnte sich nun unter sich und baute bald ihren Gottesstaat auf und lebte nach eigenen, angeblich göttlichen Gesetzen. Ihr energischer Führer war jetzt Brigham Young, der 2. Präsident und Prophet der Mormonenkirche. Doch bald gewannen die USA den Mexikanischen Krieg und Mexiko trat als Reparation das Utah-Territorium an die USA ab. Nun fand sich der selbst ernannte König Brigham Young mit seinem Volk in den verhassten Vereinigten Staaten wieder und unterstand nun den Regeln der Staaten. Da nun Regierungsbeamte nach Utah geschickt wurden, um dort die Gesetze und Regeln der USA durchzusetzen, kam es bald zum Konflikt. Die Mormonen hatten ihre eigenen Gesetze, die mit der Verfassung der Vereinigten Staaten nicht vereinbar waren. Dazu zählten die Vielehe und das Hinrichten von Menschen, die die Regeln der Kirche brachen. Zu den Regelbrüchen, die mit dem Tod geahndet wurden, zählten Mord, Ehebruch, Diebstahl und Abfall vom Glauben. Sie nannten es Blutsühne und lehrten, dass für diese Übertretungen das Sühnopfer Christi nicht ausreichte und zur Vergebung der Sünden ihr Blut vergossen werden müsste.
Brigham Young und seine Mitstreiter wollten sich das Heft nicht aus Hand nehmen lassen, und widersetzten sich energisch den Regierungsbeamten, die militärische Unterstützung anfordern mussten, was Brigham Young zur Erklärung des Krieges gegen die USA veranlasste. Von da an, war kein Nichtmormone im Utah-Territorium mehr sicher. Aus dieser Atmospäre, unterstützt von permanenten Hasspredigten gegen die Amerikaner, ergaben sich Morde gegen Unschuldige, wie z. B. das Mountain-Meadows-Massaker, bei dem ca. 120 Männer, Frauen und Kinder abgeschlachtet wurden, die zu dieser ungünstigen Zeit im Treck durch Utah nach Kalifornien reisten.
Kurz gesagt: Auf der einen Seite haben wir ein religiöses Volk, das unter der Tyrannei von Brigham Young, der als Prophet Gottes angesehen wurde, ihre eigenen Gesetze leben wollte und unter Todesandrohung leben musste, denn ein Verlassen des Territoriums war nicht möglich, ohne sein Leben durch die Schergen Youngs (Daniten) zu verlieren.
Auf der anderen Seite haben wir die Vereinigten Staaten, die auf ihrem Hoheitsgebiet ihre Verfassung und Demokratie verwirklichen und durchsetzen wollten. Nach Utah ausgesandte Gouverneure, Richter und andere Beamte befanden sich dort in ständiger Lebensgefahr. Angeforderte Truppen zu deren Schutz wurden als Aggression gegen die Mormonen empfunden. Die Rebellion des Mormonenvolkes gegen den Staat resultierte schließlich in der Enteignung und Unterwerfung der Kirche. Schritt für Schritt mussten die Mormonen ihre Praktiken aufgeben, die im Widerspruch zu Verfassung und Gesetz standen, bis sie schließlich zu einem braven, patriotischen Volk geworden sind. Jedoch herrscht in den Köpfen und Herzen jedes Mormonen immer noch die Sehnsucht nach einem vereinten mormonischen Königreich vor und sie scheinen sich bereit zu machen, auf den großen Tag, an dem die heidnischen Regierungen fallen werden und sie endlich ihren Gottesstaat weltweit verwirklichen können. Sie streben nach Macht und Geld, um dieses 'hehre' Ziel zu verwirklichen. Überschüssiges Geld wird stets investiert und das Finanzimperium mit dem Namen „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ ausgeweitet. Aber die einfachen Kirchenmitglieder ahnen nicht, unter welche Tyrannei und Blutherrschaft sie dann geraten würden, sollte der Mormonismus wieder politische Herrschaft erlangen. Ich denke, dass wir dann Menschen verachtendere Zustände hätten als in jedem islamischen Gottesstaat.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf sollte man doch argwöhnisch auf die politischen Bestrebungen achten. Auch Mitt Romney hat im Tempel nach Freimaurermanier geschworen, alle Talente und alles, was er hat, der Kirche zu weihen. Mit diesem Hintergrund muss man sich fragen, wie weit die Mormonenreligion in die Politik hineinspielen würde, würde er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden.
Manfred Trzoska |